Der wohltuende Einfluss einer langsamen und tiefen Atmung dürfte wohl jedem bekannt sein. Etliche Sprichwörter haben sie zum Thema und unbewusst nutzt man sie gerne auch mal zwischendurch, nur leider meist viel zu kurz. Der sogenannte Stoßseufzer: Wir atmen einmal tief ein wieder aus, um uns zu sammeln oder Druck abzubauen. Aber das war es dann in der Regel schon mit dem Entspannungsprogramm. Für länger anhaltende Effekte braucht es mehr.
Atemübungen können viel bewirken, sie können auch viel Spaß machen, aber in der heutigen Zeit wünscht sich vielleicht manch einer eine Rückmeldung über sein Tun. Bei der Biofeedback-Therapie werden unbewusste Prozesse im Körper erlebbar gemacht und man lernt, wie sie sich positiv beeinflussen lassen. Der große Vorteil ist gegenüber Atemübungen, dass man während der Übung beobachten kann, wie gut es mit der Entspannung gerade klappt.
Auf innere Abläufe bewusst reagieren
Der Name Biofeedback setzt sich aus den Begriffen “Bios”, altgriechisch für Leben und dem englischen Word “feedback”, was für Rückmeldung steht, zusammen. Die Deutsche Gesellschaft für Biofeedback beschreibt die Therapie mit folgenden Worten: “Biofeedback ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren der Verhaltensmedizin, mit dessen Hilfe normalerweise unbewusst ablaufende psychophysiologische Prozesse durch Rückmeldung wahrnehmbar gemacht werden.”
Für die Umsetzung dieser unbewusst ablaufenden Prozesse werden Herzschlag, Blutdruck, Hirnströme, Hauttemperatur oder Hautwiderstand in sicht- oder hörbare Signale umgewandelt. Welche Technik zum Einsatz kommt, hängt von den gesundheitlichen Problemen ab.
Im Weiteren beziehen ich mich nur auf das Herzfrequenz-Biofeedback. Zur Auswahl stehen sehr unterschiedliche Produkte. Je nach Vorliebe kann zwischen praktischen Einzelgeräten, simplen Apps oder Computerprogrammen mit Spielcharakter gewählt werden. Wechselnden Farben oder bewegliche Symbole geben Auskunft über den Anwendungsverlauf. Einzelgeräte leuchten meist Grün für den Parasympathikus und rot für den Sympathikus. Am Computer sind es beispielsweise Schmetterlinge oder Ballons, die mit ihrem Aufstieg den aktuellen Entspannungszustand darstellen. Mit dem Wechsel der Farben oder der Bewegung der Symbole lässt sich aktiv mitverfolgen, welcher Zustand gerade vorherrscht. Die Basis für die Messung ist der Puls, der über einen Sensor am Gerät, mit einem Brustgurt, per Ohr- oder Finger-Clip gemessen wird. Die individuellen Einstellungsmöglichkeiten vieler Geräte sorgen mit der richtigen Anpassung für mehr Motivation und ein besseres Trainingsergebnis.
Mein persönlicher Tipp:
Wer den ganzen Tag mit dem Computer arbeitet, sollte sich vielleicht für ein mobiles Gerät entscheiden, dass ihn nicht noch mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringen lässt. Ein weiterer Vorteil wäre, dass man es überall hin mitnehmen kann.
Über die Atmung entspannen
Der Schlüssel für die Entspannungsfähigkeit ist beim Biofeedback eine bewusste und langsame Atmung. Mit ihr lässt sich der Herzschlag (siehe Atmung bewegt Herzschlag) und damit die Aktivität von Sympathikus und Parasympathikus beeinflussen. Ein Anstieg der Herzratenvariabilität ist möglich. In vielen Studien konnte bis jetzt die Wirkung auf die HRV noch nicht eindeutig bestätig und nachvollzogen werden. Oft kam es zur Verbesserung von Symptomen, aber zu keinen langfristigen positiven Veränderungen der HRV-Werte.
Für mich ist Biofeedback ein Hilfsmittel und eine Trainingsmöglichkeit, um zu lernen, wie ich in Belastungssituationen für Ausgleich sorgen kann. Sie leistet gute Dienste, um bewusst in einen entspannten Zustand zu kommen. Mit ein bisschen Übung ist es irgendwann möglich, dies auch ohne sie, allein durch eine bewusste Atmung, zu schaffen.
Biofeedback kennenlernen:
Die Deutsche Gesellschaft für Biofeedback bietet Kurse für Therapeuten und eine Therapeuten-Suche für Interessierte an. Eine Biofeedback-Behandlung ist meist in ein Therapie-Konzept eingebunden. Beim Kauf von Geräten sollte man sich an den Richtlinien von Medizinprodukten orientieren.