Die Messsysteme werden immer besser. Sie geben auch eine Einschätzung, ob die erhobenen HRV-Parameter gut oder schlecht ausfallen – trotzdem bleiben viele Fragen offen. Welche Schlüsse sich aus den Ergebnissen der Herzratenvariabilität (HRV) für eine Verbesserung der Entspannungsfähigkeit oder für das Training ziehen lassen, ist eine ganz andere Sache.
Immer wieder werde ich von Lesern angeschrieben, die mir ihre Ergebnisse präsentieren und von mir eine Beurteilung wünschen. Dazu fühle ich mich nicht in der Lage und so einfach ist es auch nicht. Ähnliche Erfahrungen hat Professor Dr. Kuno Hottenrott vom Institut für Sportwissenschaft in Halle nach der Veröffentlichung seines letzten Buches “Die Geheimnisse des individualisierten Trainings” (Mitautorin ist seine Tochter Laura Hottenrott) gemacht: “Nach der Veröffentlichung unseres Buches erhielten wir viele Nachfragen. Daran haben wir erkannt, dass die Kompetenzen für einen HRV-Experten nicht über ein Buch allein erworben werden können. Insofern haben wir uns dazu entschlossen, eine Ausbildung zum HRV-Coach anzubieten.”
Der erste Workshop zum HRV-Coach findet am Samstag 17. November 2018 von 10 Uhr bis 17 Uhr in der Deutschen Berufsakademie Sport und Gesundheit (dba) – University of Cooperative Education in Baunatal (in der Nähe von Kassel) statt.
Mit der Ausbildung zum HRV-Coach Anfänger-Fehler vermeiden
Der Bedarf für eine Ausbildung ist da, denn oft wird in der Messeuphorie vergessen, sich mit den Grundlagen zu beschäftigen. Um die Messergebnisse richtig einzuschätzen zu können, sollte sich jeder Anwender erst einmal mit dem autonomen Nervensystem (ANS) auseinandersetzen. Denn die Palette der Einflüsse auf die Regulation des ANS ist groß. Ohne ihre Beachtung ist ein Messergebnis wertlos. Beides muss immer in einen Zusammenhang gebracht werden.
Als die häufigsten Fehler zählt Professor Hottenrott auf:
- dass man sich nicht genügend Zeit nimmt, die eigene Regulation des autonomen Nervensystems kennenzulernen und seine eigenen Baseline-Werte zu finden,
- dass man zu früh seine eigenen Werte mit HRV-Parametern von anderen Personen vergleicht, ohne vorher seine eignen Baseline-Werte bestimmt zu haben,
- dass man keine standardisierten Messungen, also unter immer gleichen Rahmenbedingungen, durchführt,
- dass man nicht wissenschaftlich evaluierte Systeme zur HRV-Messung nutzt und die Herzfrequenz nicht EKG-genau bestimmt,
- dass man sich nur auf automatisierte Auswertungen verlässt, ohne sich mal die Rohdaten genauer anzusehen.
Was bietet der Workshop zum HRV-Coach?
“Ziel des HRV-Workshops ist es, die Teilnehmer zum HRV-Coach zu befähigen. Sie lernen HRV-Analysen bei sich selbst und anderen Menschen durchzuführen”, so Professor Hottenrott.
- Im theoretischen Teil werden die Grundlagen, Methoden und Anwendungsmöglichkeiten der HRV vermittelt.
- Im praktischen Teil des Workshops werden neuste HRV- und Biofeedback-Systeme sowie Trainingscomputer zur Fremd- und Eigenmessung vorgestellt und gemeinsam ausprobiert. Welche Geräte das sind, möchte Professor Hottenrott noch nicht verraten.
Professor Hottenrott verspricht allen Teilnehmer: “Durch diesen Workshop wird die praktische Arbeit mit der HRV enorm erleichtert. Die Teilnehmer lernen, wie sie Messergebnisse interpretieren und daraus entsprechende Schlussfolgerungen ziehen können.”
Außerdem soll ausreichend Zeit bleiben, persönliche Fragen und Anliegen zu klären. Auch eigene Messsysteme können mitgebracht werden.
Wer kann von dem Workshop zum HRV-Coach profitieren?
Auf der Website hrv-sport ist zu lesen, dass sich der Workshop an Sportwissenschaftler, Gesundheits-Coaches, (Personal-)Trainer und Physiotherapeuten wendet.
Auf meine Frage, ob er auch etwas für jemand ist, der mit gestressten Menschen zu tun hat, antwortet Professor Hottenrott, dass der Workshop “für Sportler sowie für Menschen, die sich mit Stressabbau beschäftigen, sehr gut geeignet ist.”
Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Workshop lohnt, wenn man keine HRV-Vorkenntnisse hat. Laut Professor Hottenrott wäre es aber möglich: “Wir geben eine kurze Einführung zu den Grundlagen der HRV, sodass Vorkenntnisse nicht unbedingt notwendig sind.”
Bei 179,00 Euro Teilnahmegebühr (inklusive Skript, Snacks und Getränke in den Kaffeepausen) würde ich vorher meine Baseline-Werte machen, um dann im Workshop die richtigen Fragen stellen zu können.
Ausbildungs-Zertifikat als Bestätigung
Für die Teilnahme am Workshop gibt es ein Zertifikat. Laut Professor Hottenrott soll die Bezeichnung “HRV-Coach” auch als Bezeichnung geschützt werden.