Website-Icon Herzratenvariabiliät (HRV)

Schallpause – klanglich angepasste Musik zur Entspannung

Den Stresspegel in nur 30 Minuten zu senken, das soll mit Schallpause besser gelingen, denn dahinter steckt eine besondere Musik. Sie soll den Entspannungsnerv Parasympathikus stimulieren. Wird er anregt, kann sich der Körper erholen. Mit der Messung der Herzratenvariabilität (HRV) lässt sich dieser Effekt analysieren.

Um sich vom Produkt Schallpause im Alltag unterstützen zu lassen, müssten Sie sich eigentlich nur die Kopfhörer aufsetzen, ein Musikstück auswählen und abspielen. Der Musik muss man nicht bewusst lauschen, sondern kann leichten Tätigkeiten (mit einer Herzrate kleiner 100 Pulse pro Minute) nachgehen. Empfohlen wird, die Musik z. B. beim Lesen leichter Texte, Spazierengehen oder einfacher Routinetätigkeiten, nebenher laufen zu lassen. Smartphones und Computer sollen während der Schallpause allerdings nicht genutzt werden.

Stress-Wirkung lindern mit klanglich angepasster Musik?

Lässt sich so einfach, ohne großes Zutun, der Stressindex senken und der Parasympathikus aktivieren?

In der Fachzeitschrift sportärztezeitung (Ausgabe 02/18) bezieht sich Herr Dr. Kornelius Kraus in seinem Beitrag auf einen Doppelblindversuch mit Cross-over-Design am Olympiastützpunkt in Heidelberg: Individualsportler hörten die Musik von Schallpause und ganz normale Entspannungsmusik. Die Schallpause-Hörer hatten demnach “nach 30 Minuten eine drei- bis vierfache Erhöhung der parasympathischen Aktivität” im Gegensatz zu den Hörern von üblichen Entspannungsklängen. Bei bereits erholten Athleten “zeigten sich keine kurzfristigen Veränderungen” durch weitere Schallpause-Anwendungen.

Weitere Hinweise auf wissenschaftliche Belege der Wirkung von Schallpause sind mir bislang nicht bekannt geworden. Für jeden Hinweis wäre ich sehr dankbar, gern in der Kommentarfunktion dieses Blogs.

Auf meine eigenen Erfahrungen mit Schallpause gehe ich später noch ein.

Welche Musik mag der Parasympathikus?

Es ist ja allgemein anerkannt, dass Musik einen entspannenden Einfluss auf den Körper haben kann. Selbstverständlich kommt es dabei auch auf den Musikgeschmack und das Umfeld im Moment des Musikgenusses an. Nicht jede Musik wirkt sich bei jedem in gleicher Weise entspannend aus.

Zu einer Entspannung kann es oft schon einfach nur deshalb kommen, weil sich überhaupt die Zeit genommen und eine Gelegenheit geschaffen wird, mal “abzuschalten”.

Der Parasympathikus reagiert aber nicht nur auf den Hörgenuss von Bach-Kantaten und Wellenrauschen, sondern auch auf die Frequenzen, die “mitschwingen”. Bei der Schallpause wird die Wirkung von einer sogenannten frequenzmodulierten Musik ausgelöst.

Auf der Website von der Schallpause steht zu der Art der Musik: “Der therapeutische Zweck wird durch eine Vielzahl von Klangverschiebungen, Sound-Modulationen und anderen technischen Effekte produziert.” Es finden sich auch ein paar Hinweise, welche Modulationen vorgenommen werden. Aufgeführt wird Stephen Porges mit seiner Polyvagal-Theorie, Sinustöne, Mikrotonale Tonstufen, Bi- und Monaurale Beats.

Da die “Musikrichtungen” nicht unbedingt zum üblichen Lernstoff in der Schule gehören, möchte ich damit erst einmal anfangen.

Eigene Modulationen der Schallpause

Frequenz der Stimme

Die Polyvagal-Theorie (PVT) stammt vom amerikanischen Professor für Psychiatrie und Biomedizintechnik Stephen Porges (Überblick).

Porges fand in seinen Experimenten mit kranken und traumatisierten Menschen heraus, dass sich der Parasympathikus über den Musculus stapedius mit frequenzmodulierter Musik aktivieren lässt.

In seinem Buch “Die Polyvagal Theorie” findet sich ein Kapitel “Musiktherapie und Trauma aus Sicht der Polyvagal-Theorie”, hier wird der Frequenzumfang folgendermaßen beschrieben:

“Der Frequenzumfang von Melodien ähnelt meist der menschlichen Stimmte. Die akustischen Eigenschaften von Melodien, die in der Regel den Bereich des mittleren C bis zum zwei Oktaven höher liegenden C umfassen, passieren die Strukturen des Mittelohrs problemlos, unabhängig vom neuronalen Tonus der Mittelohrmuskeln.”
(Quelle: Die Polyvagal-Theorie, Seite 262)

Bi- und monaurale Beats

Als ich bei den Schallpause-Machern nach den verwendeten Modulationen fragte, wurde mir neben den bi- und monauralen Beats auch noch Isochrone Beats genannt. Alle drei haben gemeinsam, dass sie die Gehirnwellen anregen sollen. Am interesstesten und überzeugendsten sind wohl die binauralen Beats. Für sie gibt es ein paar Studien, die erste Hinweise auf entspannende und schlaffördernde Wirkung geben. Ganz aufschlussreich ist die Übersichtsarbeit von Leila Chaieb und ihren Kollegen zu diesem Thema.

Um die Wirkung besser nachvollziehen zu können, möchte ich kurz erklären, was binaurale Beats überhaupt sind. Eigentlich handelt es sich dabei um eine akustische Täuschung, denn wir hören sie nicht mit den Ohren, die Töne entstehen in unserem Gehirn. Dafür werden gleichzeitig zwei leicht verschiedene Töne gespielt. Das rechte Ohr hört also etwas anderes als das linke. Im Gehirn kommt zu einer Überlagerung der beiden Frequenzen. Ein weiterer Ton entsteht, der je nach Frequenz die Gehirnwellen anregen soll. Möglich sind binaurale Beats natürlich nur mit Stereo-Kopfhörern.

Sinustöne

Bei den Sinustönen muss ich leider passen. Ich kenne die Verwendung bei den binauralen Beats, aber als einzelne Zutat fehlt mir das Wissen. Bei Wikipedia ist nur zu erfahren, dass der Klang von Sinustönen im Allgemeinen als steril oder leer empfunden wird. Bei meinen Nachfragen wurde ich freundlich auf die Website verwiesen: “Sinustöne, die – ausgehend von zyklischen Rotationsfrequenzen – in den hörbaren Bereich oktaviert werden, wirken sich positiv auf den menschlichen Organismus und die Stimmung aus.”

Mikrotonale Töne

Während die westliche Musik die Oktave in 12 Halbtöne unterteilt, gibt es in der indischen Musiklehre noch 22 Mikrotöne. Ähnliche “Vierteltöne” finden übrigens auch in der arabischen und persischen Musik Verwendung. In diesen Ländern wird die Mikrotonale Musik durchaus als Therapie aufgefasst, die eine Wirkung auf die Psyche hat. Sie soll entspannen, die Stimmung aufhellen, Sorgen und Ängste nehmen. Teilweise findet sie auch Anwendung bei Herzpatienten.

Neben alten Überlieferungen und Erfahrungswerten bedarf es noch weiterer Untersuchungen. Erste wissenschaftliche Hinweise zur Wirkung auf das Herz gibt es bereits aus Asien.

So hört sich die Schallpause an

Wenn man sich überlegt, was in die Schallpause alles für Modulationen reingepackt wurden, dann wundert man sich nicht, dass die Musik etwas konstruiert und künstlich klingt. Naturgeräusche, Spährenklänge, Trommeln, Elektrosounds und Gesangsfetzen sollen die Musik hörbar machen. Dass sie Musikliebhabern nicht gefallen könnte, dem möchte die Firma auf ihrer Website mit folgender Anmerkung vorbeugen: “Der therapeutische Zweck wird durch eine Vielzahl von Klangverschiebungen, Soundmodulationen und anderen technischen Effekte produziert. Deshalb hören sich manche Passagen anfangs sehr fremdartig, unter Umständen sogar störend und neu an.”

Musik für jede Lebenslage

Die Schallpause bietet Musikstücke zur Regeneration, für mehr Energie und zur Verbesserung des Schlafs. Wie die Modulationen in den drei Bereichen verwendet werden, konnte ich nicht Erfahrung bringen. Ich hatte mir erhofft, mehr über die Wirkung der Schallpause zu erfahren. Dass sie nach Nutzen und Ziel anwendet werden, war mir klar, dass auch der Geschmack des Künstlers einfließt, fand ich erstaunlich.

Letztendlich ist man als Einsteiger bei der Auswahl auf die Empfehlungen des Herstellers angewiesen.

Für wen eignet sich die Schallpause?

Sie richtet sich an Menschen, die sich gestresst und überlastet fühlen, die bewusst entspannen, Energie tanken oder einfach nur gut schlafen wollen. Aber auch an Sportler, die sich auf ein Training oder Wettkampf vorbereiten und danach schneller entspannen möchten.

Viele renommierte Firmen nutzen die Anwendung von Schallpause für ihre Mitarbeiter im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Mit ihr sollen Entspannungsphasen im Berufsalltag trainiert werden, um stressbedingten Krankheiten vorzubeugen. Im Leistungssport sind es vor allem Vereine, die für eine Verbesserung des Trainings ihrer Sportler auf die Schallpause zurückgreifen. Mit der Schallpause soll der Körpers schneller in die Erholungsphase kommen und neue Kräfte sammeln.

Wie wird Schallpause angewendet?

Die Schallpausen-Playlists umfassen mehrere Musikstücke mit unterschiedlicher Länge in den Bereichen Entspannung, Energie und Schlaf. Beim ersten Durchhören bekommt man den Eindruck, dass für jeden Musikgeschmack etwas dabei sein sollte.

Neben der frequenzmodulierten Musik und wird vom Unternehmen auf einen speziellen Kopfhörer sehr großen Wert gelegt. Am besten ist ein Studiokopfhörer, der die Musik unverfälscht wiedergeben soll. Für einen Entspannungseffekt werden drei Anwendungen á 30 Minuten pro Woche empfohlen.

Man kann das komplette Equipment, also die Musik, Player und Kopfhörer für drei, sechs oder zwölf Monate mieten. Kostengünstiger ist die Nutzung der Schallpause-App mit eigenen Kopfhörern.

Meine Erfahrungen

Bevor ich mit meinen letzten Testergebnissen beginne, möchte ich vorausschicken, dass ich 2017 schon einmal die Schallpause ausprobierte. Damals gab es nur Musik zur Entspannung in Form des Schallpause-Hardware-Pakets, also einschließlich geschlossenem Studio-Kopfhörer und MP3-Player, und noch nicht die Smartphone-App-Lösung. Als Basis für die Modulationen der Musik wurde im Wesentlichen nur die Polyvagal-Theorie kommuniziert. Bei einigen Stücken der “alten” Schallpause konnte ich deutlichere Verbesserungen meiner Herzratenvariabilität (HRV) feststellen als mit der jetzt angebotenen Musik und der App-Lösung.

Meine folgenden Ausführungen beziehen sich auf die “neue” Schallpause. Ich habe die Musik über die App ausgewählt und eigene Hi-Fi-Kopfhörer (beyerdynamic DT 990) benutzt. Vor und nach der Anwendung habe ich die HRV mit der VNS-Analyse gemessen, außer bei der Schlafmusik. Während die Musik lief, habe ich teilweise auch meine HRV mit dem System abios life aufgezeichnet und ausgewertet. Alle Stücke habe ich mindestens zweimal gehört: Entweder habe ich dabei etwas gemacht – gelesen, gekocht oder aufgeräumt – oder nur auf der Couch oder im Bett gelegen.

Eine eindeutige Aussage zur Wirkungsweise kann ich nicht treffen, weil meine Testergebnisse zu unterschiedlich ausfielen:

Während meiner Selbstversuche habe ich auch mit anderen Musikstücken experimentiert. Bei ihnen hatte ich teilweise bei den Vorher-Nachher-Messungen auch eine Verbesserung der HRV-Parameter. Ich will damit zum Ausdruck bringen: Es gibt viele Arten von Musik, die einen positiven Einfluss auf das vegetative Nervensystem haben können. Warum die frequenzmodulierte Musik von Schallpause besonders gut wirken soll, dazu müsste man noch mehr über die verwendeten Modulations-Verfahren und die Wirkung auf das vegetative Nervensystem wissen.

Insgesamt ist mir wichtig zu betonen, dass man sich einen Rahmen für Entspannung schaffen kann. Die Schallpause kann zur hilfreichen Gewohnheit werden.

Das Nutzungsangebot ist insoweit fair, dass man mit geringen Anfangskosten für sich persönlich die individuelle Wirkung testen kann und sich mit dem monatlichen Abonnement nicht dauerhaft bindet.

P.S.: Für meine zwei Testperioden hat mir die Firma projekt-dialog gmbh dankenswerterweise die Nutzung der Schallpause kostenlos ermöglicht.

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