Die Abkürzung “RR” kann für Missverständnisse sorgen. Im medizinischen Alltag steht das Kürzel im Zusammenhang mit dem Blutdruck und in EKG-Ableitungen für den Abstand zwischen zwei Herzschlägen.
Ich gebe zu, ich habe anfangs auch kurz gestutzt. Vielleicht lag es daran, dass ich mich damals noch nicht allzu viel mit EKG-Ableitungen beschäftigt hatte. Für mich stand “RR” für die Blutdruckmessung am Arm nach Riva-Rocci. 1896 kam der italienische Arzt auf die Idee, mit einem Fahrradschlauch als Oberarm-Manschette, einem Gummiballon zum Aufblasen und einem Quecksilberbarometer den Druck in den Adern zu messen. Auch wenn er damals in Medizinerkreisen erst einmal Ablehnung erfuhr, ist sein Messprinzip heute noch die Grundlage der modernen Blutdruckmessgeräte.
Riva-Rocci hat nichts mit RR-Intervallen zu tun
Wer sich mit der Herzratenvariabilität beschäftigt, wird früh über den Begriff RR-Intervall stolpern. Er beschreibt den Abstand zwischen zwei sogenannte R-Zacken des gemessenen EKG-Signals und hat überhaupt nichts mit Herrn Scipione Riva-Rocci zu tun.
In der EKG-Ableitung ist die R-Zacke eine der auffälligsten Ausschläge. Meist ist sie schmal und hoch sowie (bei richtiger Verdrahtung) positiv. Sie ist ein Teil des QRS-Komplexes, der Auskunft über die Erregungsausbreitung in den Herzkammern gib.
Die einzelnen Abstände zwischen zwei Herzschlägen sind im Regelfall nicht gleich lang. Ganz genau lassen sich die zeitlichen Schwankungen mit Hilfe der RR-Intervalle mit einem EKG messen. Denn es ermöglicht eine Peak-to-Peak-Messung, also von R-Zackenspitze zu R-Zackenspitze.
Wer die Möglichkeit hat, sollte nach der Messung noch einmal einen Blick in die EKG-Ableitung werfen, um Messfehler auszuschließen. Manchmal werden bei der Messung nicht alle R-Zacken erfasst oder versehentlich eine nachfolgende Welle erwischt. Für gute Ergebnisse braucht es eine gute Messqualität.
Nachtrag: Im Beitrag Berechnung von RR-Intervallen und Herzschlagrate gehe ich auf den technischen Hintergrund ein.